Auszeichnung für Fuldaer Bündnis durch die IG Metall

IG Metall Mitte zeichnet "Fulda stellt sich quer" mit der Georg-Bernard-Plakette aus

26.11.2020 | Die IG Metall im Bezirk Mitte hat im Rahmen ihrer jährlichen Bezirkskonferenz das Bündnis „Fulda stellt sich quer“ ausgezeichnet. Die Auszeichnung mit der Georg-Bernhard-Plakette ist mit 1.000 Euro dotiert. An der Verleihung nahmen 120 Delegierte des IG Metall Bezirks virtuell teil. Robert Weißenbrunner, Geschäftsführer der IG Metall Hanau-Fulda, hielt die Laudatio.

Robert Weißenbrunner, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Hanau-Fulda, betonte in seiner Laudatio, dass es mehr denn je notwendig sei „sich rassistischen, rechtspopulistischen, rechtsradikalen und nationalistischen Entwicklungen auf allen Ebenen entgegen zu stellen. Das friedliche, respektvolle Miteinander und das Aushalten von Unterschiedlichkeiten lassen wir uns auch in Fulda von niemandem nehmen. Mit Aktionen auf der Straße sowie Kultur- und Bildungsveranstaltungen ist das Bündnis „Fulda stellt sich quer“ ein zentraler Dreh- und Angelpunkt in der Region im gemeinsamen Kampf gegen rechts.“

Der 2015 gegründete Verein „Fulda stellt sich quer“ versteht sich als Bildungsverein. Ein Verein, der aufklären will über Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und rechte Tendenzen in der Gesellschaft. Dabei arbeitet er mit verschiedenen Bündnispartnern zusammen, um die demokratischen Kräfte in der Gesellschaft nachhaltig zu stärken.

Extremistische Gruppierungen oder rechtsextreme Parteien, wie die AfD, sind weiterhin bemüht die demokratischen Strukturen der Bundesrepublik zu schwächen. „Einmal wollen sie das Abendland retten, ein anderes Mal Corona-Leugner und Verschwörungstheoretiker verteidigen und dann plötzlich die Grundrechte verteidigen. Das eigentliche Ziel ist aber ein anderes: Die Extremisten wollen unsere pluralistische Gesellschaft beseitigen indem sie Ängste schüren, Ausgrenzung und Rassismus predigen. Dem müssen wir uns entgegenstellen“, fordert Jörg Köhlinger, Leiter des IG Metall Bezirks Mitte.

Die Georg-Bernard-Plakette wird seit 2006 jährlich von der IG Metall Mitte an Organisationen verliehen, die sich für Demokratie und gegen Rassismus einsetzen. Die Plakette erinnert an den ehemaligen Bezirksleiter des Deutschen Metallarbeiterverbandes Georg Bernard, der 1945 von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Dachau ermordet wurde.

Die Laudatio von Robert Weißenbrunner, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Hanau-Fulda im Wortlaut:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Neun Menschenleben mit all ihrer Liebe, ihrem Lachen und ihren Hoffnungen sind am 19. Februar in Hanau von einem Rechtsextremisten ausgelöscht worden. Über ihre Familien und Freunde ist unermessliches Leid hereingebrochen. 

Bis heute liegt diese menschenverachtende Tat wie ein Schatten über der Stadt und wir fühlen und trauern weiter mit den Angehörigen. Wir sind als Gewerkschaften Teil eines lokalen Bündnisses und wir haben uns auf Mahnwachen, Kundgebungen und Beerdigungen ein Versprechen gegeben: "Dass die Namen der Opfer nicht vergessen werden und dass es nicht bei folgenloser Betroffenheit bleibt. Wir werden nicht zulassen, dass der 19. Februar 2020 unter den Teppich gekehrt wird – so wie die unzähligen rechten Morde zuvor." 

Gerade in Hessen ist die Liste rechtsextremer Morde, Anschläge und Bedrohungen lang. Hierzu zählen leider nicht nur die Morde aus dem Februar in Hanau, sondern auch der rassistisch motivierte Angriff eines Deutschen auf einen Eritreer in Wächtersbach sowie der NSU-Mord an Halit Yozgat in Kassel. Auch die tödlichen Schüsse auf den Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke sowie die mit NSU 2.0 unterzeichneten Morddrohungen gegen die Anwältin Sedar Basay Yildiz aus Frankfurt sind traurige Realität.

Mit großer Sorge müssen wir beobachten, wie Rechtspopulisten, Faschisten und Neonazis weiter und aktiver denn je nicht nur gegen die Grundwerte unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens mobilisieren sondern sich auch rechter Terror und Mordanschläge ausbreiten.

All diese Ereignisse und Entwicklungen müssen Anlass genug für uns alle sein, sich entschiedener als je zuvor, allen menschenfeindlichen, rechtsextremen, rechtspopulistischen, nationalistischen und antidemokratischen Umtrieben aktiv entgegenzustellen, im Betrieb, auf der Straße und in der Gesellschaft.

Das tun wir landauf landab nicht alleine als Gewerkschaften, wir sind aktiv in verschiedenen Bündnissen. Ich freue mich deshalb, dass wir heute im Rahmen der Bezirkskonferenz das Bündnis „Fulda stellt sich quer“ mit der Georg Bernard Plakette auszeichnen und freue mich auch, dass ich als Vertreter des Bündnisses hier in Frankfurt Andreas Goerke und Cornelia Thiessen-Westerhoff begrüßen darf.

Lasst mich ein paar Worte zum Entstehen und der Arbeit des Bündnisses und des Vereins sagen:

Im Herbst 2014 fanden sich zunächst 5 Personen in Fulda zusammen, um eine Veranstaltungsreihe „70 Jahre Befreiung vom Faschismus“ durchzuführen. Daraus erwuchsen weitere Aktivitäten. Insbesondere der Aufruf im Vorfeld einer großen Demonstration in Fulda im Januar 2015 gegen Pegida und das befürchtete Aufkommen von Fugida führte verschiedene Organisationen und Einzelpersonen zusammen. Eine beeindruckende Demonstration in Fulda mit etwa 1.200 Teilnehmern war die Folge. 

Das Bündnis, das seit 2015 als Verein  besteht, hat es sich zur Aufgabe gemacht, rechtes faschistisches Gedankengut durch Erinnerungen an den Nationalsozialismus zu überwinden. Der Verein wurde als Bildungsverein zur Aufklärung über Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und rechte Tendenzen in unserer Gesellschaft gegründet. 

„Fulda stellt sich quer“ führt Veranstaltungen verschiedenster Art mit vielen unterschiedlichen Bündnispartnern durch. Darunter sind Gewerkschaften, die Kirchen bzw. kirchennahe Organisationen, demokratische Parteien bis hin zu zivilgesellschaftlichen Gruppen und engagierte Einzelpersonen. 

Seit der Gründung des Vereins hat „Fulda stellt sich quer“ über 130 Veranstaltungen durchgeführt. Darunter finden sich beispielsweise Kulturveranstaltungen unter anderem mit Esther Bejerano, Konzerte, Lesungen, Projekttage gegen Rassismus an Schulen, Fahrten nach Buchenwald, Spendenaktionen für Geflüchtete, aber eben auch der weiterhin notwendige Kampf auf der Straße und den Marktplätzen beim Protest und Widerstand gegen rechts. So konnten gemeinsam mit dem Bündnis Veranstaltungen der AfD und Auftritte von Björn Höcke oder Beatrix von Storch erfolgreich be- oder sogar verhindert werden.

In aller Regelmäßigkeit sind wir als IG Metall in der Region Unterstützer der Aktivitäten oder führen Veranstaltungen gemeinsam durch. Im September 2018 veranstalteten wir beispielsweise im Rahmen des Bündnisses ein Event auf dem Universitätsplatz in Fulda, als Gegendemonstration zu einem Parteitag der hessischen AfD. 

„Fulda stellt sich quer“ finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge von rund 160 Mitgliedern und Spenden. Bei Facebook hat Fssq fast 62.000 Follower, ähnlich bei Instagram. All diese Aktivitäten des Vereins werden getragen von einem umfangreichen, bewundernswerten, vorbildhaften und vor allem ehrenamtlichen Engagement. 

Liebe Cornelia, lieber Andreas: Ihr schafft es mit eurer Arbeit und eurem Einsatz in der Region die Demokratinnen und Demokraten regelmäßig zusammen zu bringen und gemeinsam dafür zu sorgen, dass Faschismus, Rassismus und Antisemitismus in Deutschland und Europa nie wieder ein Platz haben.

Für diese Arbeit und euer Engagement gebührt euch eine hohe Wertschätzung und Anerkennung, die wir heute mit der Verleihung der Georg-Bernard-Plakette des IG Metall Bezirks Mitte ausdrücken wollen. Ich darf euch ganz herzlich zu der Auszeichnung gratulieren, freue mich auf noch viele weitere Aktivitäten mit euch.

Von: rw

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