Tarifrunde 2018: Miteinander für morgen

IG Metall fordert Entlastung für Schichtarbeiter

04.12.2017 | Am 6.12. beginnt im Tarifgebiet Mitte die zweite Runde der Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie. Die IG Metall fordert für die bundesweit rund 3,9 Millionen Beschäftigten eine Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um sechs Prozent. Außerdem will sie eine Wahloption bei der Arbeitszeit durchsetzen. Beschäftigte sollen ihre wöchentliche Arbeitszeit ohne Begründung auf bis zu 28 Stunden für einen Zeitraum von bis zu 24 Monaten reduzieren und danach wieder auf ihre ursprüngliche Arbeitszeit zurückkehren können. Für Beschäftigte, die Kinder betreuen, Angehörige pflegen, die in Schicht oder in anderen belastenden Arbeitszeitmodellen arbeiten, soll es einen Entgeltzuschuss geben, wenn sie ihre Arbeitszeit verringern. Für Schichtarbeiter soll dieser Zuschuss bis zu 750 Euro im Jahr betragen.

„Unser Ziel ist mehr Selbstbestimmung der Beschäftigten über ihre Arbeitszeit. Zum Beispiel sollen sich Frauen und Männer in Schichtarbeit durch mehr selbstgewählte Freischichten Entlastung verschaffen können“, erklärt Robert Weißenbrunner, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Hanau-Fulda. „Damit die Verkürzung der Arbeitszeit zum Schutz der Gesundheit nicht vom Geldbeutel abhängt, fordern wir auch für Beschäftigte in Schichtarbeit oder anderen belastenden Arbeitszeitmodellen einen Entgeltzuschuss.“

Beschäftigte mit versetzten Arbeitszeiten, etwa in Schichtarbeit, sind besonders gesundheitlich gefährdet. Erschöpfung, Müdigkeit, Schlafstörungen und Rückenschmerzen treten bei ihnen häufiger auf als bei Beschäftigten mit Arbeitszeiten zwischen 7 und 19 Uhr. Das zeigt der „Arbeitszeitreport Deutschland 2016“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.

Andere Studien kommen zu dem Ergebnis: Wer über längere Zeit Schicht arbeitet, hat ein höheres Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, ist anfälliger für depressive Stimmungen und Angstzustände und läuft Gefahr, an Burnout zu erkranken. „Die Befunde der arbeitsmedizinischen Forschung sind eindeutig: Schichtarbeit beeinträchtigt die Gesundheit. Deshalb ist eine Entlastung der Beschäftigten in diesen Arbeitszeitmodellen überfällig“, fordert Weißenbrunner.

Schichtarbeit ist aber auch eine soziale Belastung. Denn die Arbeit wird getan, wenn normalerweise das Familien- und Vereinsleben stattfindet oder sich der Freundeskreis trifft. Gesicherte Rechte auf Arbeitszeitverkürzung zur Entlastung für Schichtarbeiter gibt es kaum. Selbst unter den großen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie bieten nur 8 Prozent verbindliche Ansprüche. Das zeigt eine Erhebung der IG Metall unter 74 Unternehmen mit mindestens 1.000 Beschäftigten.

„Die Arbeitszeit der Schichtarbeiter ist in hohem Maße fremdbestimmt. Sie sind in ihren Schichtmodellen gefangen. Außerdem sind die Kolleginnen und Kollegen  besonders stark einer Flexibilisierung der Arbeitszeit durch die Unternehmen unterworfen, die sich ausschließlich an Markterfordernissen orientiert.“, meint Weißenbrunner. „Deshalb brauchen die Beschäftigten endlich verbindliche tarifliche Ansprüche auf eine Reduzierung der Arbeitszeit und damit mehr Selbstbestimmung.“

Schichtarbeit nimmt immer mehr zu. In der Metall- und Elektroindustrie arbeitet ein Drittel aller Beschäftigten Schicht - viele davon regelmäßig auch am Wochenende. Das zeigt die Beschäftigtenbefragung der IG Metall, an der sich rund 680.000 Frauen und Männer beteiligt haben. 

Am häufigsten verbreitet ist Schichtarbeit in der Produktion und in produktions-nahen Tätigkeiten. Zwei Drittel der Betroffenen arbeiten im Zweischicht-, mehr als ein Viertel im Dreischichtbetrieb. Rund vier Prozent arbeiten dauerhaft nachts. „Auch Schichtarbeiter wollen Arbeitszeiten, die zum Leben passen. Dabei steht die freie Wahl von Freischichten ganz oben“, sagt Weißenbrunner abschließend.

Von: rw

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