Reaktion auf öffentliche Äußerungen einzelner Kfz-Arbeitgeber

Kein Wettbewerb im Kfz-Handwerk auf dem Rücken der Arbeitnehmer

20.09.2017 | Mit Verwunderung hat die IG Metall Hanau-Fulda die öffentlichen Reaktionen einzelner Kfz-Arbeitgeber in der Region zu dem vergangenen Montag durchgeführten Autokorsos zur Kenntnis genommen. Dazu erklärt Robert Weißenbrunner, 1. Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Hanau-Fulda: „Man darf sich wohl sehr wundern, dass gerade der Innungsobermeister öffentlich erklärt, dass Beschäftigte aufgrund der aktuellen Arbeitsmarktlage gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne von alleine bekommen und jeder Betrieb zukünftig alleine schauen soll, wie er gute Mitarbeiter bekommt. Unabhängig davon, dass über die weiteren Arbeitsbedingungen, wie Arbeitszeit, Weihnachtsgeld und Zuschläge geschwiegen wird, ist aus Sicht der IG Metall Hanau-Fulda davon auszugehen, dass erhöhter Wettbewerb um Fachkräfte sowohl den Beschäftigten als auch den Betrieben schaden wird. Wer gute Fachleute für Service und Verkauf braucht, darf sich nicht an Billigentgelten, Rechtsunsicherheit und Tarifflucht beteiligen.

Zum einen steht das Kfz-Handwerk auch im Wettbewerb um Fachkräfte in der Industrie, die seit jeher bessere Arbeitsbedingungen geboten haben. Statt Tarifflucht zu begehen, müsste die richtige Antwort der Landesinnung auf den Fachkräftemangel sein, gemeinsam mit der IG Metall faire Tarifverträge abzuschließen, um die Attraktivität der Arbeits-und Ausbildungsplätze im Kfz-Handwerk zu erhöhen.

Zum anderen wird durch die Tarifflucht unweigerlich ein erhöhter Wettbewerbsdruck um Fachkräfte zwischen den Kfz-Betrieben eintreten. Von dem ursprünglichen Gedanken der Innungen, eine Solidargemeinschaft zu sein, bleibt nicht mehr viel übrig und das zu Lasten der Beschäftigten. Nicht der Abschluss und die Bindung an Tarifverträge führen deshalb dazu, dass Betriebe im Kfz-Handwerk der Innung den Rücken zukehren. Vielmehr ist zu befürchten, dass durch die Tarifflucht und des unweigerlich dadurch eintretenden erhöhten Wettbewerbsdruck um Fachkräfte im Kfz-Handwerk, weitere Austritte aus der Innung zu erwarten sind, wie es Opel Fahr bereits vollzogen hat. Gleichzeitig sind aber auch Betriebe, wie Opel Fahr aufgefordert, die Rechte der Beschäftigten durch einen Tarifvertrag mit der IG Metall zu sichern.

Wir fordern deshalb die Kfz-Arbeitgeber in Hessen und in der Region nachdrücklich und auch in ihrem ureigenen Interesse dazu auf, mit der IG Metall in Verhandlungen über landesweit gültige Tarifverträge zu treten und den Wettbewerb zwischen den Kfz-Handwerksbetrieben nicht auf dem Rücken der Beschäftigten und ihrer Arbeitsbedingungen auszutragen. Nur das kann einen Konflikt, der durch die falsche Entscheidung des Landesinnungsverbandes, in die einzelnen Betriebe verlagert wird, vermieden werden. Jetzt ist Vernunft bei den Kfz-Arbeitgebern gefragt.

Bezogen auf die Aussagen der Geschäftsführung des Autohauses Kunzmann in Fulda, begrüßt Weißenbrunner die grundsätzliche Bereitschaft „gemeinschaftliche Tarifverträge“ abschließen zu wollen. Dazu ist es aus seiner Sicht aber notwendig, dass sich der Geschäftsführer im Kreise der Kfz-Arbeitgeber mit dieser aus Sicht der IG Metall positiven Haltung auch durchsetzt.

Die von einer Tarifgemeinschaft weniger Kfz-Arbeitgeber in Hessen geforderten Billiglösungen, Absenkungen der Entgeltlinie und zwei Klassen von Beschäftigten im Betrieb wird es mit der IG Metall nicht geben. Das ist nicht, wie von der Tarifgemeinschaft formuliert „modern“, sondern Rückkehr in das Arbeitsrecht am Anfang des 20.Jahrhunderts.

Die Tarifverhandlungen mit der Tarifgemeinschaft könnten am 26.09.2017 zu einer Lösung des Konfliktes führen. Darum ruft die IG Metall alle Beschäftigten im Kfz-Handwerks zur Beteiligung am hessenweiten Aktionstag gegen Tarifflucht auf.

Von: rw

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