„Wenn wir zusammenhalten ist alles möglich“ - Grundrechte gelten auch in Corona-Zeiten

Notwehr der Beschäftigten bei Wirthwein Eichenzell: Warnstreik mit Demonstration und Autokorso

28.05.2020 | Die Beschäftigten des Eichenzeller Automobilzulieferers Wirthwein wurden auf einer Mitarbeiterversammlung am 8.5.2020 darüber informiert, dass sie zum 31.12.2020 gekündigt werden und der Produktionsstandort geschlossen wird. „Viele von uns sind über 20 Jahre hier beschäftigt und haben gute Arbeit gemacht und sollen jetzt ohne einen Cent Abfindung vor die Tür gesetzt werden“, so die empörten Wirthwein-Beschäftigten. Da in dem Betrieb noch kein Betriebsrat gebildet war, gibt es keinen Sozialplan, der die wirtschaftlichen Nachteile der Beschäftigten bei dieser unternehmerischen Entscheidung ausgleicht. Die IG Metall hat als Notwehrmaßnahme gegen die unwürdige, respektlose und wenig wertschätzende Behandlung der langjährigen Beschäftigten, dem familiengeführten Unternehmen Wirthwein aus Creglingen (Baden Württemberg) Tarifforderungen für einen Sozialtarifvertrag übermittelt.

Mit den Tarifforderungen sollen Abfindungen und der Ausgleich der sozialen Nachteile für die Betroffenen und ihrer Familien durchgesetzt werden.

Auf die Verhandlungsaufforderung der IG Metall hat die Fa. Wirthwein nicht reagiert. Aus diesem Grund ruft die IG Metall alle rund 80 Beschäftigten zu einem Warnstreik auf. Am 29. Mai 2020 wird daher um ca. 13:45 Uhr - nach einer Betriebsversammlung im Betrieb zur Einleitung einer Betriebsratswahl - der Protest in Form eines Autokorsos durchgeführt. Das Ziel des Autokorsos ist das Fuldaer Arbeitsgericht. Dort sollen die Kündigungsschutzklagen der betroffenen Beschäftigten persönlich übergeben werden. Der Warnstreik wird am 29.05.2020 ab fünf vor Zwölf bis Montag Arbeitsbeginn andauern.

„Wirthwein braucht nicht zu glauben, dass die Beschäftigten auch noch Samstags- und Sonntagsarbeit machen, um die unternehmerische Entscheidung zu befördern und damit die Arbeitsplätze so schnell wie möglich zu verlagern“, erklärt Robert Weißenbrunner, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Hanau-Fulda. „Wir sind zutiefst empört über das Verhalten des Unternehmens. Gerade in Zeiten der Krise wie jetzt in der Corona-Pandemie dürfen die Kosten der Krise nicht die Beschäftigten tragen, während sich reiche Unternehmen aus der Verantwortung stehlen. Daher sind Betriebsräte und eine starke Organisation wie die IG Metall mit vielen Mitgliedern jetzt notwendig, damit die Beschäftigten bei Wirthwein nicht hinten runterfallen“, so Weißenbrunner weiter.

IG Metall-Verhandlungsführer Uwe Zabel von der IG Metall Bezirksleitung Mitte fordert Wirthwein „nachdrücklich zu einer Vernunftlösung am Verhandlungstisch auf. Eine Lösung des Konflikts bei Wirthwein kann es nur am Verhandlungstisch der Tarifverhandlungen geben. Dass das Unternehmen die Beschäftigten gnadenlos zum Nulltarif arbeitslos macht und ohne soziale Absicherung rauswirft, widerspricht dem eigenen Credo des „sozialen Engagements und der vom Unternehmen Wirthwein öffentlich postulierten Verantwortung gegenüber der Region und den Familien der Mitarbeiter.“

Die IG Metall ist sich gerade in der aktuellen Lage der Corona-Pandemie ihrer hohen Verantwortung bewusst. Nichtsdestotrotz kann sie nicht auf das hohe Gut der Grundrechte verzichten. Schon bei der Planung und Organisation dieser Demonstration und möglicher Warnstreiks hat die IG Metall deshalb die aktuelle Gesundheitsgefährdung durch das Infektionsgeschehen im Kontext von Covid-19 berücksichtigt.

Einzelheiten zum Ablauf des Warnstreiks: 29.05.2020 ca. 13:45 Uhr
Auftaktkundgebung und Aufstellung des Demonstrationsautokorsos: Vor der Fa. Wirthwein Eichenzell GmbH & Co. KG; Bürgermeister-Ebert-Straße 18, 36124 Eichenzell. Die Auftaktkundgebung wird vor dem Haupteingang von Wirtheim als Mahn¬ und Protestwache durchgeführt. Anschließend: Aufstellung auf der Bürgermeister Ebert Straße Richtung Westen zum Autokorso mit dem Ziel: Arbeitsgericht Fulda, Am Hopfengarten.

Route Autokorso:
Auf Bürgermeister-Ebert-Straße nach Westen startend, leicht rechts abbiegen, und auf Bürgermeister-Ebert-Straße bleiben. Auf Bürgermeister-Schlag-Straße fahren, weiter auf Am langen Acker , rechts abbiegen auf L3307. Auf A66 über die Auffahrt Frankfurt/Fulda, anschl. B 27. Auffahrt 8254 Richtung Lauterbach/Fulda-Frankfurter Str./Fulda-Bronnzell nehmen. Im Kreisverkehr zweite Ausfahrt (Frankfurter Str./8254} nehmen, Bardostraße/8254 Abzubiegen. Am Rosengarten bis Am Hopfengarten folgen. Rechts abbiegen auf Am Rosengarten anschl. rechts abbiegen auf Am Hopfengarten. Dort gegen 14:20 Uhr: Abschlusskundgebung und Übergabe der Kündigungsschutzklagen an das Arbeitsgericht Fulda.

Von: rw

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