IG Metall und Betriebsrat widersprechen der Geschäftsführung

Thermo in Langenselbold: "Standort keineswegs gesichert"

26.07.2018 | Am vergangenen Freitag haben der Betriebsrat und die IG Metall zu einem Pressegespräch eingeladen, um die Öffentlichkeit über die aktuelle Situation bei Thermo Fisher in Langenselbold zu informieren. Insbesondere ging es darum, getroffenen Aussagen der Geschäftsführung aktiv zu widersprechen und sie richtig zu stellen. Hier eine Zusammenfassung der Informationen, die wir den anwesenden Pressevertretern vorgestellt haben: In verschiedenen Presseartikeln nimmt Herr Rübsam als Geschäftsführer Stellung zur aktuellen Situation am Standort und zur geplanten Maßnahme. So behauptet er, laut verschiedener Artikel in der GNZ und im Hanauer Anzeiger, dass bei dem geplanten Arbeitsplatzabbau keineswegs im Vordergrund stünde, Personalkosten zu sparen, sondern wichtiger sei, dass in Deutschland nicht genügend Mitarbeiter zur Verfügung stehen, die man für eine solch große Abteilung brauche (aus GNZ vom 10.7.2018).

Im Hanauer Anzeiger wird er im gleichen Zusammenhang zitiert mit den Worten: "Allerdings gab er zu bedenken, dass der Markt an Fachpersonal bei Neueinstellungen insbesondere in Ungarn im Bereich des Kundendienstes deutlich größer sei, als im Rhein Main Gebiet. „Hier ist es viel schwieriger, die geeigneten Leute zu finden. Im Raum Budapest ist es hingegen deutlich einfacher, mehrsprachige Mitarbeiter zu rekrutieren.“ (Hanauer Anzeiger vom 10.7.2018)

Im Rahmen einer Sitzung des Europäischen Betriebsrats am 20.06.18 in Manchester wurde erklärt: „Im Vergleich zu Budapest gibt es in der Umgebung von Langenselbold auch keine Hochschulen.“ Hierzu ein paar Fakten: Die Arbeitsmarktsituation in Frankfurt im Jahre 2016 sah so aus, dass es 560 Tausend sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gab, davon ca. 90% im Dienstleistungssektor. 355 Tausend Beschäftigte sind Einpendler, dass bedeutet, sie kommen aus dem Umland. Wir gehen davon aus, dass sich sehr viele davon das tägliche Einpendeln nach Frankfurt gerne sparen würden, erst recht, wenn eine langfristige Beschäftigung in einem tarifgebundenen Unternehmen mit einer 35-Stunden-Woche und ordentlichen Sozialleistungen angeboten würde.

Im Dezember 2016 wurde von Seiten des Unternehmens entschieden die Ausbildung von Industriekaufleuten einzustellen. Das bedeutet, dass man den jetzt kritisierten vermeintlichen Fachkräftemangel durch Eigenverschulden verursacht hat.

Dass es im Rhein-Main-Gebiet an Hochschulen mangelt, muss ein schlechter Witz sein: Es gibt Universitäten in Frankfurt, Darmstadt und Mainz und insgesamt 8 (Fach-)Hochschulen, unter anderem in Aschaffenburg, Frankfurt, Friedberg und Fulda.

Von: rw

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