Geschäftsführung reagiert dünnhäutig auf Kritik

Unglaubliche Vorgänge ereignen sich derzeit bei Thermo Fisher in Langenselbold

28.09.2018 | Durch die Entscheidung am Standort Langenselbold 102 Arbeitsstellen abzubauen und in Ungarn wieder neu anzusiedeln, hat die Konzernleitung viel Unruhe in der Belegschaft entfacht. Vor allem vor dem Hintergrund, dass der Standort Langenselbold Millionengewinne liefert und der Personalabbau unter dem Strich das vorrangige Ziel hat, durch die niedrigen Lohnkosten in Ungarn die Profite zu erhöhen, ist die Belegschaft zurecht wütend.

Das neue ersetzte Bild...

Einige Beschäftigte zeigten ihren Unmut friedlich und in stillem Protest, in dem sie ihr Profilbild in dem konzerninternen Kommunikationssystem durch ein Foto unseres Protestbuttons mit der Aufschrift: „Stoppt die Gier! Wir bleiben hier!“ ersetzten. (siehe unten)

Seitdem die Geschäftsleitung auf der Betriebsversammlung am 18.09.2018 erleben musste, dass kaum jemand ihre „Argumente“ für die Personalabbaumaßnahme ernst nimmt, startet sie jetzt mit Druck und Verboten um die Kritiker in der Belegschaft ruhig zu stellen.

So ließ die Geschäftsleitung in den vergangenen Tagen verlauten: „Mit dem von einigen Mitarbeitern in iConnect hochgeladenen Symbol wird das Betriebs- und Geschäftsklima in unserem Unternehmen und unserem Konzern unnötig und unangemessen gestört. Es diskreditiert nicht nur den Ruf des Unternehmens sowie der Thermo Fisher Gruppe, sondern ermutigt zugleich Mitarbeiter innerhalb und außerhalb der Thermo Electron LED GmbH, sich gegen Geschäftsziele von Thermo Fisher zu stellen.“

Der Betriebsrat und unsere KollegInnen sind empört! Der Betriebsratsvorsitzende Walter Heidenfelder dazu: „Für den Betriebsrat stellt sich die Frage was unser Betriebs- und Geschäftsklima stärker stört: Das Hochladen des Profilbildes oder die vom Unternehmen am 11.4.2018 verkündete Absicht 102 Mitarbeiter zu entlassen? Das Motto „Stoppt die Gier“ hat nicht die Absicht Menschen herabzuwürdigen. Der Begriff Gier drückt ein auf Genuss, Besitz und Erfüllung von Wünschen gerichtetes, heftiges Verlangen aus, das im Kapitalismus natürlich auch noch durch den Konkurrenzdruck und übertriebene Erwartungshaltungen internationaler Shareholder verstärkt wird. Wenn durch solch ein Verhalten noch große Teile der Belegschaft in ihrer Existenz bedroht werden, sehen wir es als unsere moralische und ethische Pflicht das zu thematisieren. Der Versuch, diese Meinung aus dem betrieblichen Alltag zu verdrängen ist aus unserer Sicht eine unverhältnismäßige Einschränkung der Meinungsfreiheit.“

Eine juristische Prüfung der aktuellen Situation durch die IG Metall ergab, dass man einen Gerichtsprozess in dieser Frage wahrscheinlich gewinnen könnte, da das grundgesetzlich geschützte Recht auf freie Meinungsäußerung auch in einem amerikanischen Konzern gilt.

Allerdings wurden die MitarbeiterInnen trotzdem dahingehend beraten, die Protesticons zu entfernen, da wir die KollegInnen vor Abmahnungen und Benachteiligungen schützen wollen. Einige der Beschäftigten haben das Bild nun ersetzt (siehe unten).

Daniel Müller von der IG Metall Hanau-Fulda fasst die Botschaft an die Konzern- und Geschäftsleitung zusammen mit den Worten: „Wenn die Konzern- und Geschäftsleitung die Kritiker ruhigstellen wollen und besorgt sind um den guten Ruf des Unternehmens Thermo Fisher, dann blasen sie die beabsichtigten Massenentlassungen am Standort Langenselbold ab und unterlassen Sie den Personalabbau! So lange sie ihre Profitsteigerung dadurch durchsetzen wollen, dass sie gute und treue MitarbeiterInnen in Langenselbold in die Arbeitslosigkeit schicken, so lange werden wir laut und sichtbar Kritik an dem Geschäftsgebaren von Thermo Fisher äußern.“  

Von: rw

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