Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie unausweichlich

Arbeitgeber bieten Almosen: 3.000 EUR für 30 Monate und keine konkrete tabellenwirksame Entgelterhöhung

27.10.2022 | Mehrere Wochen haben die Arbeitgeber der Mittelgruppe die Tarifverhandlungen für die 380.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie verschleppt, um jetzt ein völlig unzureichendes Angebot zu unterbreiten: Faktisch wird nur eine unzulängliche Einmalzahlung von 100 Euro pro Monat für die nächsten 30 Monate in Aussicht gestellt. Eine konkrete tabellenwirksame Erhöhung wurde nicht angeboten. Angesichts der ökonomischen Herausforderungen und der finanziellen Belastungen der Beschäftigten ein unverantwortliches Verhalten der Arbeitgeber in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland, so Jörg Köhlinger, IG Metall-Verhandlungsführer und Bezirksleiter.

„8 Prozent mehr Geld für 12 Monate ist keine überkomplexe Forderung die auf Arbeitgeberseite vielfach analysiert werden muss,“ betont Köhlinger. „Wer aus taktischen Gründen nur Almosen bietet, hat die Konsequenzen zu tragen. Ab jetzt wird der Druck deutlich erhöht. Am Wochenende beginnen unmittelbar nach Ende der Friedenspflicht die Warnstreiks im IG Metall Bezirk Mitte“, so der sichtlich verärgerte Bezirksleiter nach der dritten Tarifverhandlung am heutigen Donnerstag. 

Die Betriebsrätebefragung der IG Metall ergibt ein wesentlich positiveres Bild als die Kassandrarufe der Arbeitgeber aus Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland in der dritten Verhandlungsrunde vermuten lassen: So bewerten von über 440 befragten Betriebsräten knapp 50 Prozent die Auftragseingänge als gut; 22 Prozent der Betriebe geben an, dass die Auftragseingänge sehr gut sind. Auch der Auftragsbestand wird von knapp 60 Prozent der Befragten als gut bezeichnet. Mehr als 74 Prozent geben an, dass die Preise weitergegeben oder teilweise weitergegeben werden können.  Mehr als 17 Prozent der Betriebsräte in den tarifgebundenen Unternehmen beklagen einen Rückgang der Ausbildungsplätze in ihrem Betrieb.

„Die Befragungsergebnisse zeigen, dass unsere Forderung von 8 Prozent mehr Geld der wirtschaftlichen Situation angemessen ist. Beschäftigte können ihre gestiegenen Lebenshaltungskosten schließlich nicht weitergeben, weder vollständig noch teilweise. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, dass der von den Arbeitgebern immer wieder beklagte Fachkräftemangel hausgemacht ist. Seit 2019 hat sich das Angebot an Ausbildungsplätzen in der Metall- und Elektroindustrie im Bezirk Mitte,“ so Bezirksleiter Köhlinger, „kontinuierlich verringert: Während die tarifgebundenen Betriebe im IG Metall-Bezirk Mitte 2019 noch 1.720 Ausbildungsplätze angeboten haben, verringerte sich die Zahl bis Oktober 2022 auf 1.545 Ausbildungsplätze.“
 

Von: rw

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