Gewerkschaftliche Aktivitäten zum Jahrestag

Ein Jahr nach Hanau: Kein Vergeben. Kein Vergessen. Gemeinsam gegen Rassismus.

19.02.2021 | Anlässlich des ersten Jahrestages der rassistischen Morde in Hanau haben Vertreterinnen und Vertreter der DGB-Gewerkschaften am 19. Februar den Opfern gedacht. Dabei haben die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter zunächst Orte der NS-Diktatur und des Widerstands in Hanau besucht. Im Rahmen des antifaschistischen Stadtrundgangs, der von Conny Gramm, ehemalige Betriebsratsvorsitzende der VAC und Tobias Huth vom DGB Südosthessen durchgeführt wurde, haben die Teilnehmenden detailreiche Informationen zur dunklen Seite der deutschen Geschichte in Hanau erhalten.

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Im Rahmen einer gemeinsamen Kranzniederlegung am Hanauer Heumarkt machte Michael Rudolph, DGB-Bezirksvorsitzender für Hessen-Thüringen deutlich, dass es den DGB-Gewerkschaften ein wichtiges Anliegen war, am ersten Jahrestag ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen. Man wolle aber nicht nur gedenken, sondern auch mahnen. Mahnen, vor einer hinter der Tat stehenden mörderischen Ideologie.

„Die Tat hat erneut auf erschreckende Weise deutlich gemacht, dass Rassismus immer wieder tötet. Wenn die Taten von Hanau wirklich eine Zäsur darstellen sollen, brauchen wir einen noch breiteren Konsens darüber, dass Rassismus keinen Platz in unserer Gesellschaft haben darf“, so Rudolph. Um diesen Konsens zu untermauern, fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund deshalb die Aufnahme einer Antirassismus-Klausel in die Hessische Verfassung.

Den Abschluss der gewerkschaftlichen Aktivitäten bildete die Enthüllung eines gegossenen Schildes der „Initiative Respekt! – Kein Platz für Rassismus“ am Hanauer Gewerkschaftshaus.

Dabei konnte Tanja Weigand, Regionsgeschäftsführerin des DGB-Südosthessen nachfolgende gewerkschaftliche und politische Persönlichkeiten vor dem DGB-Haus in Hanau begrüßen: Claus Kaminsky, Oberbürgermeister der Stadt Hanau, Thorsten Stolz, Landrat des Main-Kinzig-Kreises, Irene Schulz, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, Michael Rudolph, DGB-Bezirksvorsitzender Hessen-Thüringen, Jürgen Bothner, ver.di-Landesbezirksvorsitzender Hessen, Peter Schuld, stlv. Landesbezirksleiter der IG BCE Hessen-Thüringen, Klaus Ditzel, DGB-Kreisvorsitzender Main-Kinzig, Berthold Leinweber, verdi-Bezirksgeschäftsführer Main-Kinzig-Osthessen und seine Stellvertreterin Natalie Jopen, Tony Schwarz, stlv. Vorsitzender der GEW-Hessen, Jörg Engels, Kreisvorsitzender der GEW-Hanau, Robert Weißenbrunner, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Hanau-Fulda. Ebenso konnten die SPD-Landtagsabgeordneten Nancy Faeser, Christoph Degen und Turgut Yüksel sowie der SPD-Bundestagsabgeordnete Sascha Raabe begrüßt werden.

Tanja Weigand machte im Rahmen ihrer Begrüßung auf das vielfältige gewerkschaftliche Engagement der Einzelgewerkschaften und des Deutschen Gewerkschaftsbundes gegen Rassismus aufmerksam und machte deutlich, dass die Hanauer DGB-Gewerkschaften mit dem Respekt!-Schild ein klares Statement in der Öffentlichkeit abgeben und Haltung zeigen wollen.

„Für uns alle in der Region war dieser schreckliche Anschlag ein Schock. Seit dem 19. Februar 2020 wird nun also Hanau in einer Reihe genannt mit Mölln, Solingen oder Halle. Das zeigt uns schmerzlich wie wichtig auch weiterhin unser gemeinsames Engagement gegen rechte Hetze, Rassismus und Hass ist. Wir werden nicht nachlassen uns mit aller Kraft für Toleranz, Respekt und eine vielfältige und friedliche Gesellschaft einzusetzen“, so Weigand.

Irene Schulz, im Vorstand der IG Metall unter anderem zuständig für die Respekt!-Initiative sagte während ihrer Rede, dass viele der gewerkschaftlich organisierten Kolleginnen und Kollegen am 19. Februar 2020 an der Stelle von Fatih, Ferhat, Gökhan, Hamza, Kaloyan, Mercedes, Said Nesar, Sedat und Vili  hätten stehen können, weil sie nicht ins rassistische Weltbild passten.

„Für Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter ist die Solidarität unser wichtigster Wert. Unser Solidaritätsverständnis unterscheidet nicht nach Hautfarbe, Sprache, Religion oder Geschlecht“, so Schulz. Sie sprach davon, dass „Demokratie nie etwas Selbstverständliches war und ist und sie täglich erarbeitet und erlebt werden muss. Das setzt Respekt voraus.“

Zur Tat und den Konsequenzen fand Schulz auch klare Worte: „Der Täter von Hanau war ein einzelner Täter, aber er war kein Einzeltäter. Diese menschenverachtende Tat hat zum wiederholten Mal gezeigt: In diesem Land können sich Menschen nicht gleichermaßen sicher fühlen. Das dürfen wir niemals hinnehmen. Es reicht nicht, kein Rassist zu sein. Wir müssen Antirassisten sein!"

Das gegossene Schild wurde von Auszubildenden einer Gießerei im Raum Würzburg hergestellt und freundlicherweise durch die IG Metall in Würzburg gespendet. Norbert Zirnsak, der 2. Bevollmächtigte der IG Metall Würzburg hatte das Schild zuvor persönlich übergeben und vor der offiziellen Enthüllung ebenfalls Worte an die Anwesenden gerichtet. Dabei machte er deutlich, dass Hanau kein Einzelfall war und ist und überall wieder passieren kann. Deshalb bleibe es wichtig, im Kampf gegen Rassismus nicht nachzulassen und sich gegenseitig dabei zu unterstützen, wo es nur geht.

Am Nachmittag hatten verschiedene Jugendorganisationen, darunter auch die Gewerkschaftsjugend, zu einer Kundgebung auf dem Hanauer Marktplatz aufgerufen. Das Motto: „Ein Jahr nach Hanau. Kein Vergeben. Kein Vergessen. Gemeinsam gegen Rassismus.“

Den ganzen Tag über gabe es in Hanau und anderen Orten Gedenkveranstaltungen, Schweigeminuten und verschiedenste Aktionen. Zusammengefasst sind sie hier: https://www.hanau-steht-zusammen.de/gedenktag

Von: rw

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