11.07.2018 | „Der Bürgermeister und der Magistrat von Langenselbold wechseln für 500.000 EUR die Seiten“, so die einhelligen Stimmen der Thermo-Belegschaft in Langenselbold auf die Presseberichterstattung der letzten Tage. Mit großem Entsetzen und Unverständnis wurde vom Thermo-Betriebsrat und der IG Metall Hanau-Fulda zur Kenntnis genommen, dass sich Bürgermeister Muth, gemeinsam mit dem Magistrat der Stadt Langenselbold nun zum Steigbügelhalter der Konzernentscheidung gemacht hat, rund 100 Arbeitsplätze in Langenselbold abzubauen. Auf besonderen Unmut stößt, dass man mit dieser Aktion dem Verursacher der prekären Finanzsituation der Kommune nun im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz sogar die Möglichkeit gibt, sich öffentlich als sozialer Wohltäter darzustellen.
„Offensichtlich sind dem Langenselbolder Bürgermeister 500.000 EUR für einen Kita-Neubau und 4 Millionen EUR Gewerbesteuereinnahmen pro Jahr, die nach der Berichterstattung noch nicht mal der Spatz in der Hand sind, wichtiger als 100 Beschäftigte und ihre Familien, denen ihre Existenzgrundlage entzogen wird“, so Robert Weißenbrunner, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Hanau-Fulda.
Wie die Frankfurter Rundschau berichtete, hat man, unter besonderer Erwähnung dies ohne die IG Metall gemacht zu haben, dem Bürgermeister von Seiten der Konzernleitung eine Standortgarantie gegeben.
„Mir wäre neu, dass durch Telefonate und selbst durch schriftliche Vereinbarungen zwischen Kommunalpolitikern und Unternehmensvertretern in diesem Land rechtsverbindliche Standort- und Beschäftigungszusagen für Arbeitnehmer getroffen werden können“, äußert sich Weißenbrunner sehr verwundert über die getroffenen Aussagen.
„Statt sich auf die Seite des parteiübergreifenden Bündnisses aus Kommunal- und Landespolitikern zu stellen, hat sich Bürgermeister Muth gemeinsam mit dem Magistrat nun vom Thermo-Konzern öffentlich vor den Karren spannen lassen. Damit stellt er sich in der sich zuspitzenden Auseinandersetzung um verbindliche Standortzusagen und den Erhalt von rund 100 Arbeitsplätzen unverständlicherweise auf die Seite der Konzern- und Unternehmensleitung“, so Weißenbrunner weiter.
Betriebsrat und IG Metall werden im Rahmen der anstehenden Gespräche mit der Unternehmensleitung über tatsächliche Standortgarantien und den Erhalt der Arbeitsplätze verhandeln. Aufgrund der vielfältigen Aktionen der letzten Wochen wird dies auf Augenhöhe erfolgen und nicht als Bittsteller. Vor allem wird man sich dabei nicht mit mündlichen Aussagen einer Konzernleitung zu einer Standortgarantie abspeisen lassen.
„Wenn die Thermo-Konzernleitung und ihr örtlicher Geschäftsführer Rübsam meinen, sich mit diesem durchschaubaren Manöver die Absolution geholt zu haben, in Langenselbold rund 100 Beschäftigte einfach so auf die Straße setzen zu können, haben sie sich geschnitten. Die eigentliche Auseinandersetzung beginnt erst jetzt. Die Thermo-Belegschaft verfolgt gemeinsam mit Betriebsrat und IG Metall weiterhin das Ziel, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, die Konzernentscheidung rückgängig zu machen“, so Weißenbrunner abschließend.