12.01.2021 | Bei HITACHI-ABB in Hanau-Großauheim haben Belegschaft, Betriebsrat und IG Metall mit breiter Unterstützung aus der Kommunal-, Landes- und Bundespolitik in den letzten Monaten um den Erhalt des Hanauer Traditionsunternehmens gekämpft. Am gestrigen Montag konnte zwischen IG Metall und HITACHI-ABB ein Verhandlungsergebnis erzielt werden, das noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der IG Metall-Mitglieder am Standort steht. Durch den innerbetrieblichen und öffentlichen Protest in den letzten Monaten konnte eine Vernunftlösung erzielt werden, der einen Teil-Erhalt des Standorts und Chancen für eine Anschlussperspektive der vom Arbeitsplatzabbau betroffenen Beschäftigten vorsieht.
So ist vereinbart worden, dass entgegen der ursprünglichen Entscheidung, den Standort komplett zu schließen, HITACHI-ABB den Erhalt von mindestens 70 Beschäftigten bis 31.12.2023 garantiert. Eine Konkretisierung der verbleibenden Stellen wird in den nächsten Wochen separat in einem Interessenausgleich mit dem Betriebsrat vereinbart. Die Vertragsparteien haben darüber hinaus vereinbart, dass kein Mitglied der IG Metall am Standort vor dem 01.01.2023 durch eine betriebsbedingte Kündigung ihres Arbeitgebers von Arbeitslosigkeit bedroht wird. Dies wird insbesondere dadurch möglich, dass durchgesetzt wurde, dass der bereits gut dotierte konzernzweit gültige Tarifsozialplan mit einer bis zu 18-monatigen Transfergesellschaft und weiteren finanziellen Leistungen verbessert wird.
Darüber hinaus wurde geregelt, dass ein tarifliches Zukunftsprojekt unter dem Titel: „Industriepolitischer Zukunftsdialog und Strukturentwicklung zur Revitalisierung des Standortes Großauheim“ entwickelt werden soll. Ziel dieses Projekts ist es, durch eine mögliche Neuansiedlung von Unternehmen am Standort, den vom Arbeitsplatzabbau betroffenen Beschäftigten nach dem Ende des Beschäftigungsverhältnisses bei Hitachi-ABB eine Perspektive für die Zukunft zu erschließen. Dazu wird Hitachi-ABB eine Strukturentwicklungsgesellschaft beauftragen und finanzieren. Für die Auswahl der Strukturentwicklungsgesellschaft wurden die IG Metall Hanau-Fulda und der Arbeitgeberverband HESSENMETALL beauftragt. An diesem ergebnisoffenen Projekt sollen die regionale Wirtschaftsförderung, die Stadt Hanau, sowie die Wirtschaftsförderung des Landes Hessen, die IG Metall und betroffene Beschäftigte beteiligt werden.
Hierzu erklärt Robert Weißenbrunner, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Hanau-Fulda: „Das Verhandlungsergebnis ist ein Teilerfolg der umfangreichen Bemühungen und der Solidarität der Arbeitnehmervertreter, der Belegschaft und den verschiedenen politischen Kräften in Stadt, Land und Bund. Die Entscheidungen des HITACHI-ABB-Konzerns sind weiterhin ökonomisch nicht nachvollziehbar und auch die Vorgehensweise des Konzerns ist ebenfalls weiterhin zu kritisieren. Vor dem Hintergrund der sich im Laufe des Verhandlungsprozesses abzeichnenden langfristigen Vorbereitungen des Konzerns zur Standortschließung, ist der Kern des Produktionsstandorts nicht zu halten gewesen. Nichtsdestotrotz konnten attraktive Abfindungs- und Auffangregelungen erzielt werden und für einen Teil der Belegschaft eine unmittelbare Beschäftigungsperspektive am Standort erreicht werden. Durch das vereinbarte Zukunftsprojekt ist eine Chance geschaffen worden, dass der Industriestandort in Hanau-Großauheim erhalten bleiben kann und dadurch möglicherweise entstehende Industriearbeitsplätze auch Perspektiven für ehemalige HITACHI-ABB Beschäftigte bieten können.“